Altertumswissenschaften & Architektursoziologie im Dialog – Theorien, Methoden & Chancen

Altertumswissenschaften & Architektursoziologie im Dialog – Theorien, Methoden & Chancen

Veranstalter
Stephanie Merten, M.A. (Klassische Archäologie, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel) und Martin Renger, M.A. (Vorderasiatische Archäologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg) für die Arbeitsgemeinschaft Theorien in der Archäologie (AG TidA e.V.), unterstützt durch die Vorderasiatische Archäologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Veranstaltungsort
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, KG III, HS 3043 & Raum 3101
Ort
Freiburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
23.11.2017 - 25.11.2017
Deadline
15.09.2017
Website
Von
Merten, Stephanie; Renger, Martin

»Zeige mir, wie du baust, und ich sage dir, wer du bist«
Christian Morgenstern (1871–1914)

Neben Morgensterns Zitat wird vor allem mit den Ansätzen architektursoziologischer Forschung deutlich, dass der gebaute Raum nicht bloß als eine leere Hülle anzusehen ist, die den Menschen umgibt. Vielmehr stehen Mensch und Architektur in ständiger Wechselwirkung zueinander. Durch das Gebaute und Errichtete – bzw. der Art und Weise ihrer Umsetzung – wird eine bestimmte Gesellschaftsformation in ihrer materialisierten Dimension greif- und sichtbar, wobei sich diese Gesellschaft wiederum ihre Gestalt ›wählt‹ und in einem sich stets neu konstituierenden gebauten Raum fixiert, welcher schließlich die jeweiligen Formen des menschlichen Zusammenlebens nicht nur präsentiert, sondern ebenso prägt. Architektur formiert somit einen Modus der Gesellschaft; ist Gestalt gewordene Gesellschaft (nach Heike Delitz). Spätestens mit dem spatial turn in den 1980er Jahren haben Raum- und Architekturtheorien auch vermehrt Einzug in die Sozial- und Kulturwissenschaften gefunden, eine Wende, die bis heute nicht nur als Aufmerksamkeitsverschiebung zu verstehen ist, sondern ebenso bei den angewandten Analysekategorien Konsequenzen zeigt.

Aus diesem Grund möchte der Workshop im Open-Space-Format JungwissenschaftlerInnen zusammenbringen und ihnen die Möglichkeit geben, über ihre aktuelle Forschung auf diesem Gebiet zu diskutieren sowie sich gemeinsam über Ansätze, Chancen, aber auch Fragen und Probleme architektursoziologischer Überlegungen besonders hinsichtlich ihres Anwendungspotentials in historischer Dimension auszutauschen. Zu diesem Zweck ist als partizipatives Veranstaltungsmodell und Rahmen ein World Café vorgesehen: an fünf verschiedenen, moderierten ›Thementischen‹ mit je spezifischen Inhalten sollen in fünf Durchläufen und wechselnden Diskussionsgruppen die TeilnehmerInnen methodische wie theoretische Wege, Möglichkeiten und Herausforderungen an der Schnittstelle zwischen Altertumswissenschaften und Architektursoziologie debattieren sowie reflektieren und können ebenso durch ihre persönlichen Erfahrungen dazu beitragen, den Austausch zu bereichern.

Folgende Themenschwerpunkte wurden dafür ausgewählt:

Raumordnungen top down: Jede Ordnung des gebauten Raumes – so die gängige These – verweist immer auch auf bestimmte Vorstellungen von sozialen Strukturen oder gar Hierarchien innerhalb einer Gesellschaft. Wie aber genau stehen Raum- und Machtverhältnisse miteinander in Beziehung? Wie lässt sich dies im archäologischen oder (kunst- und bau)historischen Befund ablesen und welche Aussagen können somit über die jeweiligen soziokulturellen Formationen getroffen werden?

Raumaneignungen bottom up: Divergierende Formen der Aneignung eines Ortes können verschiedene, teils konkurrierende, teils widersprüchliche, teils miteinander vereinbare Räume gleichzeitig entstehen lassen. Doch wie werden solche Raumaneignungen, sei es formeller oder informeller Art, in Gesellschaften der Vergangenheit evident? Welche sozio-politischen Implikationen stehen dahinter?

Raumerfahrungen: Menschen schreiben Architekturen ganz bestimmte Atmosphären zu, die wiederum Auswirkungen auf spezifische Raumerfahrungen haben. Aus welchem Grund wurden aber welche Räume in einstigen Gesellschaften wie wahrgenommen? Können solche unterschiedlichen ›Raumqualitäten‹ die Handlung des damaligen Menschen beeinflussen und wenn ja, wie?

Raumsemiotik: Kann vormoderne Architektur – wie ein Text – als Zeichen gelesen werden? Und wenn dem so ist, in welcher Art und Weise scheint dies möglich zu sein? Was bedeuteten diese Zeichen oder gar Symbole in den damaligen Gesellschaften? Können wir sie überhaupt decodieren und für uns verständlich übertragen? Auf welche semantischen und semiotischen Bezüge verweist die Architektur in ihrer Raumanordnung?

Methodische Zugänge der Raumanalyse: Schließlich sollen hier konkrete Herangehensweisen in den Blick genommen werden, die einen raum- und architekturtheoretischen Ansatz mit den uns vorliegenden Quellen vereinbaren und in der Praxis nutzbar gemacht werden können. Mit welchen Annäherungen und Methoden können welche Quellen und Räume wie analysiert werden?

Dieser Workshop richtet sich speziell an Bachelor-, Master- und Promotionsstudierende sowie Post-Docs aller archäologischen, altertumswissenschaftlichen, historisch-soziologischen aber auch ethnologischen sowie kunst- und architekturtheoretischen Fächer, die in ihren jeweiligen Abschluss- und Forschungsarbeiten architektur-, raum- und landschaftsspezifische Fragen mit einem theoretischen Ansatz verfolgen.

Teilnahmevoraussetzung ist die intensive Lektüre und Vorbereitung der Texte, die gesammelt in einem Reader vorab versandt werden.

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, mit einem Poster (oder einem vergleichbaren Format nach Absprache) zur eigenen Forschungsarbeit am Workshop zu partizipieren und dieses in einer 10-minütigen Vorstellung im Plenum zu präsentieren.

Es entstehen keine Teilnahmegebühren. Wir bitten um eine Anmeldung bis zum 15. September 2017 bei smerten@gshdl.uni-kiel.de oder martin.renger@orient.uni-freiburg.de. Postervorschläge o. ä. in Form von Kurzprojektskizzen (max. 150–200 Wörter) können ebenfalls bis zum 15. September 2017 bei o. g. E-Mail-Adressen eingereicht werden. Aus organisatorischen Gründen muss die Teilnehmer*innenzahl auf 40, die der Poster o. ä. auf 10 beschränkt werden.

Wir freuen uns auf viele Anmeldungen und interessante Posterentwürfe oder Projektskizzen aus den unterschiedlichen Fächern, um einen breiten intra- und interdisziplinären Austausch zu gewährleisten, aber auch, um einen Einblick in verschiedene Forschungsfragen zu erhalten und die Möglichkeit gegenseitiger Anregung bieten zu können.

Programm

Vorläufiges Programm:

Do., den 23.11.2017, 18 Uhr c. t.: Öffentlicher Abendvortrag von PD Dr. Thomas Schmidt-Lux (Kultursoziologie, Universität Leipzig) mit anschließendem Umtrunk.

Fr., den 24.11.2017 und Sa., den 25.11.2017: Workshop im Open-Space-Format (World Café). Die Teilnahme am World Café ist nur nach bestätigter Anmeldung möglich.

Kontakt

Martin Renger

Vorderasiatische Archäologie, Albert-Ludwigs-Universität, Platz der Universität 3, 79085 Freiburg

martin.renger@orient.uni-freiburg.de